Naoko Tanaka: Bäume verlassen uns – eine dokumentarische Fantasie

Bäume erzählen eine Geschichte in einer Welt, in der es keine Bäume mehr gibt.

Während der Recherche entstandener Animationsfilm, der Teil des gemeinsam mit Nataša Kramberger umgesetzten Projekts VERMISST; ist.

Die Idee entstand durch die Beschäftigung mit dem Material Holzkohle und dem Prozess der Entstehung von Kohle. Kohlenstoff ist ein Bestandteil aller Lebewesen, den alle organischen Verbindungen enthalten. Die Zeitlichkeit, die in Kohle steckt, ließ mich über die kreisläufige Beziehung zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Entitäten nachdenken. 

In der Kosmologie vieler indigener Kulturen der Welt wird traditionell ein Ritus des Gleichgewichts gepflegt, indem man etwas von der Natur nimmt und in einer anderen Weise zurückgibt. Gäbe es einen Narrativ, um das heutige konfliktreiche Verhältnis von Mensch und Natur zu reflektieren? Würde das Verschwinden von Menschen der Natur gut tun? Welche Rolle würde das emotionale Empfinden von Menschen für die Natur spielen?

Ausgangsmaterial war eine von mir dokumentierte reale Begebenheit: eine Baumfällung in Berlin-Mitte. Für meine Methode der »Bewegenden Zeichnung« habe ich Holzkohle genutzt, um hypothetische Geschichten zu entwickeln. Untersuchen wollte ich, wie sich ein Objekt zu einer Einheit aus Subjekt und künstlerischem Inhalt wandelt.

Close-up:


Naoko Tanaka hat an der Hochschule der Künste Tokyo (MFA) Malerei & Bildende Kunst studiert und kam 1999 als Stipendiatin an die Kunstakademie Düsseldorf nach Deutschland. Ihr künstlerisches Schaffen reicht von installativen bis zu performativen Werken. 2001 gründete sie das Künstlerkollektiv Ludica, das bis 2009 zahlreiche Performances und Tanzinstallationen herausbrachte.

Ihre Installationsperformance »Schatten-Trilogie« führte sie in über 14 Ländern auf verschiedenen Theater- und Kunstfestivals auf. Einen starken Bezug zum Raum bzw. zur Architektur setzte sie zuletzt in der szenischen Installation »Still Lives« (2018) zusammen mit dem Festival KYOTO EXPERIMENT in der ehemaligen Kaiservilla des Schlosses Nijo, Weltkulturerbestätte und Symbol der japanischen Modernisierung, um. Sie lebt und arbeitet in Berlin.