Schaubude-Forschungsresidenz 2021

Hier geht es zur Projektdokumentation des Residenz-Teams auf github.
Während der Sommerpause 2021 blieb es hinter den Kulissen der Schaubude geschäftig. Virtual Reality Experience Designerin Lena Biresch, Puppenspieler und Creative Coder Nico Parisius sowie 3D-Animateur Tore Nobiling forschten während ihrer Sommer-Residenz an der Schaubude Berlin vom 12. Juli bis zum 8. August zur performativen Verwendung von Avataren in der virtuellen Realität.
Mentorin des Projekts war Stefanie Rinke, Dozentin am Figurentheater-Kolleg Bochum und an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart.
Theoretischer Background
Zentral für das Projekt ist das Konzept der »homunkulären Flexibilität« von Jaron Lanier et al., bei der es um die Erweiterbar- und Veränderlichkeit des Homunkulus geht. So wird die im Neurokortex des Gehirns verortete Kartierung der vom Körper erlebten Bewegungen und Empfindungen genannt. Wenn zum Beispiel eine Gliedmaße verletzt oder amputiert wird, verschieben sich die korrespondierenden Regionen im Homunkulus auf andere Körperteile. Diese Flexibilität ist eine Voraussetzung, sich in der VR überhaupt mit dem Körper eines Avatars zu identifizieren.
Laut Lanier kann der Homunkulus auch Körper adaptieren, die sich von der typisch menschlichen Form erheblich unterscheiden.

Das Projekt
Während der Residenz wurden zur Prüfung dieser These in interdisziplinärer Zusammenarbeit drei verschiedene Avatare entwickelt – ein nichtmenschlicher, ein aus mehreren Körpern zusammengesetzer und einer, der aus der Umgebung besteht. Mit der Steuerung der Avatare wurde untersucht, ob und wie sich das Gehirn auf die erhöhte Empathieleistung einstellen kann.
Lena Biresch programmierte die Steuerung der Avatare, Tore Nobiling bastelte an ihrer dreidimensionalen Gestalt und Nico Parisius brachte für die Bewegungsabläufe sein Know-how aus der Puppenspielkunst ein.
Lena Biresch kommt ursprünglich aus dem Theaterbereich, wo sie als Regieassistentin, Stückautorin und Regisseurin tätig war. Seit 2016 beschäftigt sie sich verstärkt mit den neuen immersiven und interaktiven Medien und schloss 2020 eine Ausbildung zur Spieleprogrammiererin mit Schwerpunkt Virtual Reality ab. Seither arbeitet sie als freie Virtual Reality Experience Designerin, zuletzt als Stipendiatin an der Akademie für Theater und Digitalität in Dortmund, wo sie ein kollaboratives Spiel entwickelte, das Virtual und Augmented Reality miteinander verbindet.
Nico Parisius ist als Puppenspieler und Creativ Coder an den Möglichkeiten digitaler Techniken im Theater interessiert. Nach seinem Studium der Puppenspielkunst an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Berlin war er bis 2020 Ensemblemitglied am Puppentheater Halle sowie Teil verschiedener internationaler Kooperationen. Derzeit arbeitet er sowohl unter eigenem Namen als auch unter dem Label »Das Hybris« als Puppenspieler, Schauspieler, Regisseur und Medienkünstler.
Tore Nobiling war nach seinem Studium in Kommunikationsdesign an der Design Factory in Hamburg u. a. als Motion Designer bei der Cream Colored Ponies GmbH in Hamburg beschäftigt. Seit 2020 ist er als freier 3D Artist für Musikschaffende und in der Event- und Kulturbranche tätig. Bezeichnend für seine Kunst sind die Verschmelzung von organischen Formen ins Absurde mit Hilfe von 3D-Modelling, Sculpting und verschiedenen Render-Techniken.