von Hund (Frieda Gawenda, Felix Koch, Sebastian Schlemminger)
Im Februar und März 2022 hat das experimentelle Songwriting-Trio Hund daran gearbeitet, ihr Liederprogramm als szenisches Konzert auszuformulieren.

Idee: Ein szenisches Konzert
Inspiriert von Objekttheater und Robotik suchten wir im Rahmen der Residenz nach neuen Möglichkeiten der Musik-Performance und begaben uns in die Grenzregionen von Inszenierung und Spontanität, Intimität und Öffentlichkeit, Musik und Theater.
Dabei stellten wir uns folgende Fragen:
Wie lassen sich Instrumente und (Klang)objekte in Szene setzen? Welche performativen Qualitäten bringen sie mit? Welche dramaturgischen Bögen lassen sich über die einzelnen Lieder hinaus erzählen? Was ist das richtige Verhältnis von Inszenierung und Spontanität? Wie lässt sich die Intimität und Nahbarkeit unserer Off-Space-Konzerte auf eine Theaterbühne übertragen?
Residenz: Experimentieren mit Objekten
Um einen konkreten dramaturgischen Rahmen herzustellen, entschieden wir uns dafür, eines unserer Lieder als inhaltlichen Start- und Stützpunkt zu nutzen: Gras FM ist eine Hommage an Gingst, ein Dorf auf Rügen – und an das Lokalradio Gras FM, welches dort vom Dorfrand aus in einem kleinen Haus mit Grasdach betrieben wurde.
Wir entwarfen Geschichten, skizzierten Assoziationen und sammelten Objekte, die wie einem Paralleluniversum um unsere dadaistische Variante des Dorfes herum platziert werden können und mit weiteren Liedern unseres Programms verbunden sind. Dazu gehörten unter anderem Mini-Leuchten, Kisten und auch ein paar kleine Einhörner.

Entsprechend der verschiedenen inhaltlichen Ebenen erarbeiteten wir die Einbindung von Bühnentechnik und Objekten in dieses Universum.
Alte Radios machten wir zu steuerbaren Verstärkern, die Geschichten, Zitate oder auch musikalische Arrangements zu und zwischen unseren Liedern abspielen können.
Kleine Motoren wurden als Perkussionsroboter präpariert, die mit individuellen Materialien auf der Bühne verteilt werden können und uns rhythmisch unterstützen.
Lampen auf der Bühne können musikalisch passend programmiert werden und erweitern unsere Ausdrucksmöglichkeiten auch mit Licht und Dunkelheit.
Zukunft: Auftritt in der Schaubude im Herbst 2022
Um die musikalische Live-Situation über die Musik hinauswachsen zu lassen, nutzten wir Methoden des Objekttheaters und machten Dinge zu unseren Co-Performern. Dabei werden mithilfe von Robotik und physical computing Gegenstände zum Leben erweckt und ein polyphoner Chor aus Stimmen, Bewegungen, Geschichten, Lichtern und Klängen geschaffen. Wir sind gespannt, die in der Residenz entstandenen Bausteine zusammenzusetzen und weiterzuentwickeln.

Am 7.10. werden wir »Gras FM« als szenisches Konzert in der Schaubude zeigen und freuen uns jetzt schon darauf. Die Vorstellung wird eine Hommage an die Absurdität, an offene Grenzen, Freundschaft und das legendäre Lokalradio Gras FM.
Hund ist ein experimentelles Songwriting-Projekt aus Berlin. Das Trio spielt performative Kompositionen als Ausschnitte aus einem langjährigen Gespräch über Lieder und Gedichte, Körper und Pflanzen, Politik und Gefühle, und andere Seltsamkeiten – mit vielen Instrumenten, Objekten, Sprachen und Stimmen.
Frieda Gawenda arbeitet als Musikerin, Performerin und Gesangslehrerin. Neben Hund ist sie u.a. Mitglied von »my sister grenadine«, mit der sie im Herbst 2021 das neue Album »sleep material« auf dem Berliner Label solaris empire veröffentlichte und der Prager-Berliner Theatergruppe KHWOSHCH, mit der sie das extravagante Puppenmusiktheaterstück »Dinopera« erarbeitete.
Felix Koch arbeitet als Musiker, Kulturarbeiter und Autor für Audiodeskriptionen. Er war Gründungsmitglied des Musiktheaterkollektivs »Kilofon« und vielen Bands. 2019 war er co-leitend am Festival »Klang der Dinge« an der Schaubude Berlin beteiligt und erstellt Audiodeskriptionen für Theaterproduktionen, u. a. in: Berliner Ensemble, Deutsche Oper, Sophiensaele, Theater an der Parkaue, Kunstfest Weimar.
Sebastian Schlemminger arbeitet im Bereich Sounddesign, Programmierung und Animatronics für verschieden Theatergruppen. Er produzierte mit Kollektiven wie »pulkfiktion«, »Lunatiks«, »TurboPascal« und »Posttheater«, sowie an Stadt- und Staatstheatern. Gemeinsam mit Alpha Kartsaki gründete er PRAGMATA, das sich automatischen Theaterstücken und interaktiven Objekten verschrieben hat.